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Der Gründer: Dominikus

Dominikus

Dominikus wurde um 1170 in Caleruega/Nordspanien geboren. Schule und Studium absolvierte er in Palencia. 1196 trat er in das Domkapitel von Osma ein und wurde zum Priester geweiht. Dort führte er zunächst ein klösterliches Gemeinschaftsleben auf der Grundlage der Augustinusregel. Bei einer Reise durch Europa wurde er intensiv mit den geistigen und geistlichen Nöten seiner Zeit konfrontiert. Besonders die Begegnung mit der weltverneinenden Irrlehre der Katharer bewog ihn zu dem Entschluss, fortan als Wanderprediger zu leben. Er wollte eine Gemeinschaft von Predigern, die auf der Grundlage einer armen Lebensweise und eines soliden Studiums den Menschen glaubwürdig das Evangelium verkünden. 1215 gründete er dazu die erste Predigergemeinschaft in Toulouse. Bereits zuvor hatte er in Prouille ein Frauenkloster gegründet. Papst Honorius III. erkannte 1217 den universalen Charakter des Ordens an und empfahl ihn allen Bischöfen. Innerhalb kurzer Zeit verbreiteten sich die Dominikaner in ganz Europa. Am 6. August 1221 starb Dominikus in Bologna, wo er auch begraben ist. Sein klarer Blick, sein waches Interesse und sein liebender Eifer für Gott und für das Heil der Menschen sind für uns Vorbild.

Weiterführende Literatur:

  • Simon TUGWELL, Der heilige Dominikus. Deutsche Bearbeitung: Franz Müller, Straßburg 1997
  • Meinolf LOHRUM, Dominikus, Leipzig 2
  • Guy BEDOUELLE, Dominikus. Von der Kraft des Wortes. Deutsche Bearbeitung: Hilarius Barth, Graz/Wien/Köln 1984
  • H. VICAIRE, Geschichte des heiligen Dominikus, 2 Bände, Freiburg im Breisgau 1962

Spiritualität

Die Spiritualität des Ordens wird von seinem Ziel her bestimmt: „den Namen des Herrn Jesus Christus aller Welt zu verkündigen“ (Papst Honorius III.). Die Predigt fließt aus der Fülle der Beschauung. So formulierte der hl. Thomas von Aquin: „contemplari et contemplata aliis tradere“ (sich der Kontemplation widmen und die Frucht der Kontemplation anderen weitergeben). Wir predigen als Gemeinschaft, doch zudem hat jeder Bruder seinen persönlichen Entfaltungsraum, um seine eigene Weise der Predigt finden und leben zu können. Unsere Lebensform stützt sich auf vier wesentliche Elemente:

  • Gebet (Eucharistie, feierliches Chorgebet, persönliches Gebet)
  • Gemeinschaftsleben
  • Ständiges Studium
  • Predigt (Wortverkündigung und vielfältige apostolische Aktivitäten)

Weiterführende Literatur:

  • Ulrich ENGEL (Hg.), Dominikanische Spiritualität. In: Thomas EGGENSPERGER, Ulrich ENGEL (Hg.), Dominikanische Quellen und Zeugnisse Bd. 1, Leipzig 2000
  • Timothy RADCLIFFE, Gemeinschaft im Dialog. Ermutigung zum Ordensleben. In: Thomas EGGENSPERGER, Ulrich ENGEL (Hg.), Dominikanische Quellen und Zeugnisse Bd. 2, Leipzig 2001

Verfassung des Ordens

Die demokratische Verfassung zeichnet den Orden der Predigerbrüder von seiner Gründung her aus. Alle Brüder tragen gemeinsam die Verantwortung für die Ordensgemeinschaft. Es gibt ein Mitspracherecht auf allen Ebenen. Alle Oberen werden auf Zeit gewählt und ihre Wiederwahl ist nur einmal möglich. Wichtige Entscheidungen werden von der Gemeinschaft der Brüder oder ihrer jeweiligen Abgeordneten im Konvents-, Provinz- oder Generalkapitel getroffen. Der kleinste Baustein des Ordens ist ein Kloster, der sogenannte Konvent. Hier leben die Brüder in Gemeinschaft zusammen und erfüllen ihre Aufgaben im Rahmen der Verkündigung des Evangeliums (Seelsorge, Wissenschaft etc.). Der Obere eines Konventes wird Prior genannt und ist auf drei Jahre gewählt.

Dominikaner in Deutschland

Der erste Konvent im deutschen Sprachgebiet wurde in Friesach (Kärnten) gegründet. 1221 erfolgte die Gründung des Kölner Konvents und die Errichtung der Ordensprovinz Teutonia, die bis 1300 auf 94 Konvente anwuchs. Albertus Magnus errichtete 1248 das Generalstudium in Köln. Dort war u.a. Thomas von Aquin sein Schüler. Im 14. Jahrhundert waren Meister Eckhart, Heinrich Seuse und Johannes Tauler zusammen mit den kontemplativen Dominikanerinnen Träger der deutschen Mystik. Die Reformation brachte die Schließung vieler Klöster mit sich. Durch die Säkularisation ging die Dominikanerprovinz Teutonia unter. Der letzte Konvent wurde 1825 in Warburg/Westfalen geschlossen. 1895 konnte die Ordensprovinz Teutonia wiedererrichtet werden. Zu ihr gehören heute 13 Häuser und ein Generalvikariat in Ungarn.

Weiterführende Literatur:

  • Walter SENNER (Hg.), Albertus Magnus. Zum Gedenken nach 800 Jahren: Neue Zugänge, Aspekte und Perspektiven. In: Walter SENNER, Kaspar ELM, Ulrich ENGEL u.a. (Hg.), Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens Bd. 10, Berlin 2001
  • Otto Hermann PESCH, Thomas von Aquin. Grenze und Größe mittelalterlicher Theologie, Mainz 1988
  • Meinolf LOHRUM, Die Wiederanfänge des Dominikanerordens in Deutschland nach der Säkularisation 1856-1875 (Walberberger Studien; Bd. 8) Mainz 1971

Sendung des Ordens heute

Der Orden hat folgende apostolische Prioritäten festgelegt:

  • Die Katechese in entchristlichten Milieus und in Kulturen, die dem Christentum fernstehen.
  • Die philosophische und theologische Erforschung von nichtchristlichen Kulturen, geistigen Systemen, sozialen Bewegungen und religiösen Traditionen.
  • Die Gerechtigkeit in der Welt: kritische Analyse der Ursprünge, Formen und Strukturen von Gerechtigkeit in unserer Welt und Einsatz für die Befreiung des Menschen.
  • Die Inanspruchnahme sozialer Kommunikationsmittel für die Verkündigung des Wortes Gottes.

Dominikanische Familie

Laien

Dominikus‘ erste Gründung war ein Frauenkloster in Prouilhe. So gehören die Dominikanerinnen von Anfang an mit zum Orden. Es gibt streng kontemplativ lebende (Moniales/Nonnen) und apostolisch tätige Schwesterngemeinschaften (Krankenhäuser, Schulen, Kinderdörfer, Mitarbeit in Pfarreien, Beratungsstellen etc.). Weiterhin gehören zum Orden die Dominikanischen Laiengemeinschaften („Fraternitäten“), in denen sich Laien zusammenschließen, um in ihrem Berufsalltag und in ihrer Lebens- und Familienwelt ein dominikanisches Zeugnis zu geben. 

Weiterführende Literatur:

  • Thomas EGGENSPERGER, Ulrich ENGEL (Hg.), Dominikanerinnen und Dominikaner. Geschichte und Spiritualität (Aktualisierte Neuausgabe), Kevelaer 2010.